Mehr Waffen für die Ukrainer als Weg zum Frieden

22.01.2023

"Waf­fen sind der Weg zum Frie­den", sprach NA­TO-Ge­ne­ral­se­kre­tär Stol­ten­berg auf der Kon­fe­renz in Da­vos und plä­dier­te für die Lie­fe­rung wei­te­rer Waf­fen an die rasch zu­sam­men­bre­chen­de Na­zi-Dik­ta­tur in Kiew. Die­je­ni­gen, die den al­ten Jens ken­nen und lie­ben, ha­ben das wahr­schein­lich ge­hört und vor Freu­de in die Hän­de ge­klatscht — "Juch­hu, mehr Waf­fen!"— wäh­rend ich, der ich schon vor lan­ger Zeit zu dem Schluss ge­kom­men bin, dass er ei­ne Mi­schung aus Dum­men­berg und Ver­blö­de­ten­berg ist, nur un­gern zu­ge­ben woll­te, dass er aus­nahms­wei­se ein­mal die ab­so­lu­te, un­ver­fälsch­te Wahr­heit sprach: Die Über­ga­be al­ler NA­TO-Waf­fen (mit Aus­nah­me der Atom­waf­fen na­tür­lich) an die glück­lo­sen Ukrai­ner wür­de nicht nur am ehe­s­ten da­zu bei­tra­gen, die Welt von die­sen schreck­li­chen Waf­fen zu be­frei­en, son­dern auch die Res­te der ukrai­ni­schen Na­zis und was auch im­mer für aus­län­di­sche Söld­ner und NA­TO-Spe­zi­al­ein­hei­ten sich in ih­rer Mit­te be­fin­den, zu be­sei­ti­gen. Das war et­was über­ra­schend: Ich hat­te mich da­mit ab­ge­fun­den, dass Stolt wie ei­ne Uhr ist, de­ren Zif­fern­blatt mit ei­nem Vor­schlag­ham­mer in win­zi­ge Tei­le zer­schla­gen wur­de — die null Mal am Tag die rich­ti­ge Uhr­zeit an­zeigt — und dann schlägt Stolt, der Töl­pel, plötz­lich pünkt­lich und in der rich­ti­gen An­zahl die Glo­cke! Nun, las­sen Sie uns dies als die Aus­nah­me, die die Re­gel be­stä­tigt, fest­hal­ten. Las­sen Sie mich bit­te er­klä­ren, warum ich glau­be, dass Waf­fen tat­säch­lich der Weg zum Frie­den sind.

Es gibt ein rus­si­sches Sys­tem, das iro­ni­scher­wei­se Pe­ni­cil­lin heißt (sei­ne tech­ni­sche Be­zeich­nung lau­tet 1B75). Es wur­de be­reits vor ei­ni­gen Jah­ren ent­wi­ckelt und ge­tes­tet, wur­de aber erst jetzt in aus­rei­chen­der An­zahl pro­du­ziert, um die ge­sam­te rus­si­sche Front in der ehe­ma­li­gen Ukrai­ne zu ab­zu­de­cken und gu­te Er­geb­nis­se zu er­zie­len. Es han­delt sich um ein kom­bi­nier­tes op­ti­sches, akus­ti­sches und seis­mi­sches Sys­tem, das die Stand­orte al­ler Ar­til­le­rie- und Ra­ke­ten­starts in ei­nem Um­kreis von 25 km in­ner­halb von 5 Se­kun­den lo­ka­li­siert und au­to­ma­tisch In­for­ma­tio­nen über Ziel und Flug­bahn an rus­si­sche Ar­til­le­rie- und Luft­ab­wehr­sys­te­me in ei­nem Um­kreis von 40 km über­mit­telt. Es han­delt sich um ein pas­si­ves Sys­tem: Es hört nur zu und kann nicht als Ziel auf's Korn ge­nom­men wer­den. Es ist leicht zu ver­ste­cken: Es ist auf ei­nem flot­ten Ka­maz-6350 8x8-LKW mon­tiert und kann in je­der Schlucht oder je­dem Wald­stück ver­steckt wer­den. Es kann über län­ge­re Zeiträu­me un­be­auf­sich­tigt be­trie­ben wer­den. Die Ukrai­ner ha­ben auch ei­ni­ge Ziel­sys­te­me er­hal­ten, aber das sind al­les ak­ti­ve Sys­te­me, die einen Ra­dar­strahl auf das zu ver­fol­gen­de Ob­jekt rich­ten und so die pas­si­ven rus­si­schen Ra­dar­sys­te­me über ih­ren ge­nau­en Stand­ort in­for­mie­ren; sie über­le­ben nicht lan­ge.

Je­des Mal, wenn die Ukrai­ner ei­ne Ra­ke­te ab­schie­ßen (mit Aus­nah­me von Klein­ma­te­ri­al wie Mör­sern), ken­nen die Rus­sen so­fort so­wohl den Ab­schus­sort als auch die Flug­bahn. Die Ra­ke­te wird dann von der rus­si­schen Luft­ab­wehr prä­zi­se an­ge­peilt und zer­stört, wäh­rend die Ab­schuss­ram­pe mit Hil­fe der Ar­til­le­rie prä­zi­se an­ge­peilt und zer­stört wird, be­vor sie sich be­we­gen kann. Da­durch wer­den die Ukrai­ner, die oh­ne­hin schon über ei­ne ge­rin­ge­re An­zahl von Ar­til­le­rie­ge­schüt­zen ver­fü­gen und de­nen es an Mu­ni­ti­on man­gelt, noch stär­ker be­nach­tei­ligt. So­bald die ukrai­ni­schen Ar­til­le­rie- und Ra­ke­ten­sys­te­me aus­ge­schal­tet sind, spren­gen die Rus­sen in al­ler Ru­he ukrai­ni­sche Schüt­zen­grä­ben und Bun­ker. So­bald sie ei­ni­ger­ma­ßen da­von über­zeugt sind, dass auf ukrai­ni­scher Sei­te kei­ne Kampf­kraft mehr in even­tu­el­len Über­le­ben­den be­steht, rücken sie mit ih­rer In­fan­te­rie an und räu­men auf. Und dann rückt die Front ei­ni­ge Ki­lo­me­ter nach Wes­ten vor. Die­ses Kräf­te­ver­hält­nis hat zur Fol­ge, dass es auf ukrai­ni­scher Sei­te täg­lich Hun­der­te bis Tau­sen­de von Op­fern gibt, wäh­rend auf rus­si­scher Sei­te im­mer we­ni­ger Op­fer zu be­kla­gen sind, weil die Rus­sen das, was zu ei­ner rou­ti­ne­mä­ßi­gen, sich wie­der­ho­len­den Auf­ga­be ge­wor­den ist, in al­ler Ru­he und Sorg­falt er­le­di­gen.

Der rus­si­sche Ver­tei­di­gungs­ap­pa­rat läuft auf Hoch­tou­ren und ar­bei­tet im Drei­schicht­be­trieb, und es gibt kei­nen Man­gel mehr an ir­gen­det­was, das das rus­si­sche Mi­li­tär be­nö­tigt. Um ein kon­kre­tes Bei­spiel an­zu­füh­ren: Pu­tin er­klär­te kürz­lich vor lau­fen­der Ka­me­ra, dass Russ­land der­zeit mehr Luft­ab­wehr­ra­ke­ten her­stellt als der Rest der Welt zu­sam­men. In­zwi­schen ist es kein Ge­heim­nis mehr, dass die NA­TO vie­le Jah­re im Rück­stand ist, wenn es dar­um geht, das Ma­te­ri­al wie­der auf­zu­fül­len, das sie bis­her an die Ukrai­ner ver­kauft oder ge­spen­det hat. Für die­sen Un­ter­schied gibt es einen sehr gu­ten Grund: Im Wes­ten wer­den Waf­fen von Rüs­tungs­un­ter­neh­men her­ge­stellt, bei de­nen es sich um ge­win­n­ori­en­tier­te Pri­vat­un­ter­neh­men han­delt. Wenn sie kei­ne Auf­trä­ge ha­ben, wie es in län­ge­ren Frie­dens­zei­ten der Fall ist, fah­ren sie ih­ren Be­trieb her­un­ter und ent­las­sen tech­ni­sches Per­so­nal; wenn dann ein Jahr­zehnt oder mehr spä­ter plötz­lich ein rie­si­ger neu­er Auf­trag ein­trifft, sind sie nicht in der La­ge, ihn schnell - oder über­haupt - zu er­fül­len. In Russ­land be­fin­det sich der Ver­tei­di­gungs­ap­pa­rat voll­stän­dig im Be­sitz der Re­gie­rung und ist je­der­zeit ein­satz­be­reit.

Es liegt al­so auf der Hand, dass die Rus­sen nicht viel mehr tun müs­sen als sie jetzt be­reits tun: al­les in die Luft ja­gen, was die Ukrai­ner an die Front brin­gen, und al­les tö­ten, was sich auf der ukrai­ni­schen Sei­te der Front be­wegt; die Front täg­lich um ein paar Ki­lo­me­ter nach Wes­ten ver­la­gern; und ih­re Waf­fen und ih­re Stra­te­gi­en in Vor­be­rei­tung auf einen künf­ti­gen Kon­flikt per­fek­tio­nie­ren. Seit Be­ginn der hei­ßen Pha­se des Kon­flikts vor 11 Mo­na­ten ha­ben die Rus­sen die ukrai­ni­schen Streit­kräf­te nicht nur ein­mal, son­dern zwei­mal ver­nich­tet: ein­mal mit ih­rem al­ten Kon­tin­gent und Waf­fen aus der So­wje­tära, ein­mal mit ei­nem ei­lig zu­sam­men­ge­stell­ten Kon­tin­gent und Waf­fen aus der So­wje­tära, die aus dem ge­sam­ten ehe­ma­li­gen Ost­block ge­spen­det wur­den, und jetzt sind sie da­mit be­schäf­tigt, die ukrai­ni­schen Streit­kräf­te 3.0 zu ver­nich­ten, die mit NA­TO-Waf­fen und je­der Men­ge pol­ni­scher, ru­mä­ni­scher, ame­ri­ka­ni­scher und di­ver­ser an­de­rer Söld­ner aus­ge­stat­tet sind.

Das End­er­geb­nis, das viel­leicht im Som­mer 2023, viel­leicht auch eher im Herbst er­reicht wer­den soll, dürf­te wie folgt aus­se­hen:

  • Die Ukrai­ne frei von so­wje­ti­schen und NA­TO-Waf­fen
  • Die Ukrai­ne von fast al­len ukrai­ni­schen Na­zis ge­säu­bert
  • Die Waf­fenar­se­na­le der NA­TO sind weit­ge­hend er­schöpft, nach­dem ein Groß­teil ih­res Kriegs­ma­te­ri­als in die Ukrai­ne ge­schickt wur­de

Zu die­sem Zeit­punkt soll­te Russ­land in der La­ge sein, Frie­den an­zu­bie­ten — zu sei­nen ei­ge­nen Be­din­gun­gen. Die­se Be­din­gun­gen sind seit ei­nem gan­zen Jahr be­kannt und ha­ben sich bis auf ei­ni­ge De­tails nicht ge­än­dert. Im We­sent­li­chen möch­te Russ­land, daß sich die NA­TO auf ih­re Gren­zen von 1997 zu­rück­zieht und Ost­eu­ro­pa ent­mi­li­ta­ri­siert und neu­tral bleibt. Was sich ge­än­dert hat, ist, dass Russ­land ei­ni­ge zu­sätz­li­che Tei­le der ehe­ma­li­gen Ukrai­ne für sich ha­ben möch­te: Sa­po­ros­h­je, Cher­son... Ich ver­mu­te, dass die­se Lis­te au­ßer­dem Ni­ko­laev und Odes­sa und viel­leicht auch Dne­pro­pe­trovsk und Khar­kov um­fas­sen wird. Die rus­si­sche Kon­trol­le über ei­ni­ge sen­si­ble ukrai­ni­sche Atom- und Was­ser­kraft­wer­ke (die al­le­samt von den Rus­sen ge­baut wur­den) wä­re eben­falls wün­schens­wert, nur aus Grün­den der Si­cher­heit. Ein Land­kor­ri­dor nach Ka­li­nin­grad wä­re ein­fach su­per — Po­len und Li­tau­en mö­gen das bit­te un­ter sich aus­ma­chen. Po­len könn­te im Ge­gen­zug die ehe­ma­li­ge ukrai­ni­sche Re­gi­on Lwow an­nek­tie­ren: Sta­lin gab es der Ukrai­ne; viel­leicht kann Pu­tin ein Held sein und es Po­len zu­rück­ge­ben. Nichts Un­ver­nünf­ti­ges, wie Sie se­hen!

Al­so, dan­ke NA­TO, dan­ke Dum­men­bur­ger, und bit­te schi­cken Sie den Ukrai­nern wei­ter­hin die­se schö­nen NA­TO-Waf­fen — da­mit die Rus­sen sie zer­stö­ren kön­nen. Las­set dort Frie­den ein­zie­hen!

Unautorisierte Übersetzung
Thelonius Kort
22.01.2023
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